Das Gespräch führte Irene Heisz (Tiroler Tageszeitung) Michael
Tschuggnall (24) war 2003 der Gewinner der ersten ORF-"Starmania".
Er weiß, wie sich Nadine zurzeit fühlt und was sie erwartet.
TT: Was geht vor in jemandem, der gerade "Starmania" gewonnen
hat?
Michael Tschuggnall: Man ist wie im Rausch und kann es kaum glauben.
Es ist ein lässiges und gleichzeitig mulmiges Gefühl: Man weiß nicht
recht, wie einem geschieht, wird von einem Termin zum nächsten
geschickt. Was wirklich passiert, realisiert man erst später.
TT: Hat Nadine Karrierepotenzial?
Tschuggnall: Auf jeden Fall, das hat sie mit ihrer gewaltigen Stimme
hinlänglich bewiesen. Was sie lernen muss, ist die Seite der
Vermarktung. Sie braucht gute Manager, die sie richtig anziehen, bei
den richtigen Events platzieren usw.
TT: Ist es bei Ihnen am Marketing gescheitert?
Tschuggnall: Nicht ausschließlich. Sicher hat viel kaputtgemacht,
dass ich nicht als Musiker, sondern als Teenie-Idol vermarktet
wurde. Aber ein Problem war auch, dass ich von meinem Profil her
nicht in die Zeit gepasst habe: Ich singe weder deutsch noch
Alternative Pop. Christl Stürmer wurde genau mit dieser Welle nach
oben gespült.
TT: Hat Nadine überhaupt eine Chance, sich mit ihren
Vorstellungen in Sachen Musik und Image durchzusetzen?
Tschuggnall: Ich bin mir sicher, dass sie sehr genau weiß, was sie
will. Aber das wird sehr schwierig, fürchte ich. Sie wird wenig
mitzureden haben. Und kurioserweise ist ein Teil des Problems, dass
sie alles singen kann. Bei ihr nicht von vornherein festgelegt ist,
in welche Richtung sie gehen muss. Aber wenn sie sich jetzt
durchbeißt, wird sie es irgendwann selbst entscheiden können.
TT: Viel diskutiert wird Nadines Alter: Ist man mit 16 zu jung
für das Musikbusiness?
Tschuggnall: Sie ist zweifellos verdammt jung und muss jetzt
wichtige Entscheidungen treffen - ich hoffe sehr, dass sie sich für
die Schule entscheidet. Momentan läuft alles super, aber wenn es
einmal nicht mehr so toll funktionieren sollte mit der Musik, würde
sie es vermutlich bereuen, nicht die Matura zu haben.
TT: Welche Fehler sollte Nadine noch vermeiden?
Tschuggnall: Sie hat jetzt hunderte neue Freunde und Ratgeber. Ich
kann ihr nur raten, sich an die Familie und alte Freunde zu halten -
die bleiben nämlich.
TT: Ist ein "Starmania"-Sieg insgesamt Fluch oder Segen?
Tschuggnall: Prinzipiell schon ein Segen. Er bietet einem riesig
viele Chancen und Möglichkeiten. Das gilt ohne Zweifel auch für
mich.
TT: Welche Chancen sehen Sie für sich als "Dancing Star"?
Tschuggnall: Mitzumachen war eine schwere Entscheidung, ich habe mir
das wochenlang überlegt. Gregor Bloéb, der ja bei der vorigen
Staffel mitgemacht hat, hat mir dann gesagt, dass das Ganze ein
Wahnsinnsspaß und eine Riesenbereicherung für ihn war. Ich erwarte
mir das insofern auch für mich, als mein Manko auf der Bühne ja ist,
dass ich mich nicht so gut bewegen kann.
TT: Befürchten Sie nicht, dass man über Sie sagt: Aus seiner
Musikkarriere ist nichts geworden, jetzt probiert er es auf diese
Weise?
Tschuggnall: Klar kommt das. Aber karrieremäßig wird bei "Dancing
Stars" nicht viel herauskommen. Das ist ein nettes Taschengeld, mehr
nicht. Keine Frage: Je weiter man kommt, desto populärer wird man,
aber zurzeit spekuliere ich auf gar nichts.
TT: Wann beginnt das Training für Sie?
Tschuggnall: Am Donnerstag. Heute und morgen schreibe ich noch
Prüfungen und werde auch während "Dancing Stars" in Wien Informatik
studieren. Ich will nämlich jetzt endlich fertig werden. Ich habe
mein Studium schon einmal für drei Jahre unterbrochen und weiß, wie
schwierig es war, wieder hineinzufinden. Das tue ich mir nicht mehr
an.
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