„Sie erleben
hier zugleich den Abschluss der STS-Tournee Herbst 2007. Also, frohe
Weihnachten und a guat‘s neues Jahr“, witzelte Schiffkowitz in
Anspielung auf den Nachholtermin. Am 16. Dezember hatten die drei
Steirer ja der bereits gefüllten Halle absagen müssen, weil Günter
Timischl eine böse Erkältung erwischt hatte. Dafür war er am
Donnerstag umso besser bei Stimme.
Mit „Neuer
Morgen“, dem Titelsong ihres aktuellen Albums, warf sich die
gemütlich auf Sesseln platzierte Kombo ins Rennen, um sich in der
ersten Spielhälfte vom Aufreger „Ende Nie“ über Hits wie „Da kummt
di Sunn“ und das One-Night-Stand-Lied „Gö, du bleibst heut Nacht bei
mir“ warm-zuspielen. Puristisch sah die Bühne aus: Ein paar
Scheinwerfer, ein schwarzer Vorhang dahinter, nur ein bisschen Farbe
von den Lichtern - doch das Feeling stimmte sofort. Ob es jetzt für
den einen der Soundtrack der Jugend war, oder für den anderen der
ewige Klassiker, der schon als Kult galt, als man zur Welt kam. Da
verzeiht man auch, dass der Mann am Mischpult mit dem Sound haderte
und Erich Buchebner am Bass genau das bisschen Punch zu viel gab,
das Gerd Wennemuths Schlagzeug gut vertragen hätte.
Nachdem sich
beim Steinbäcker-Solo-Stück „Steiermark“ die Exil-Südösterreicher in
der Hauptstadt mit lautstarken Chören outen durften, spielten S.T.S.
ihre Version eines patriotischen Popsongs: „I bin aus Österreich“
ist das reflektierte „I am from Austria“ mit einem Augenzwinkern,
Bekenntnis und Haltung zugleich.
Nach 20
Verschnaufminuten begann es, wie Steinbäcker, Timischl und
Schiffkowitz ihre Karriere vor über 30 Jahren gestartet hatten - mit
drei Gitarren und drei Stimmen. Wem der Dreiklang bis zu diesem
Zeitpunkt noch keine Gänsehaut über den Rücken gejagt hatte, der
bekam sie spätestens bei „Immer weiter fort“. Mit englischem Text
könnte der mit wohligem Schauer unter die Haut gehende Song über die
Vergänglichkeit des Lebens, heute ohne Probleme ein Welthit werden.
Den ersten ihrer innerösterreichischen „Welthits“ gaben S.T.S. noch
im Unplugged-Gespann mit „Irgend-wann bleib i dann dort“ zum Besten,
bevor mit „Sie wissen all‘s besser“ ein weiterer Evergreen kam, der
zum herzhaften Mitsingen einlädt. „Herzverbunden“, der Titelsong des
vorletzten Albums, galt Schiffkowitz‘ Freund „Pinguin“ - also Willi
Resetarits, der dem Konzert im Publikum beiwohnte.
Im Vergleich
zum letzten, schwer zu überbietenden Stadthallenkonzert 2005 hinkte
die Stimmung etwas hinterher, die Songs fühlten sich irgendwie
langsamer an. Obwohl man den drei Herren ihre vom
Aufstehen-und-Tamburin-holen und Gitarren bringenden Roadies
geprägte „Bühnenshow“ schlecht vorhalten kann - immerhin befinden
sich mit Schiffkowitz und Timischl schon zwei über der 60er-Marke.
Die stillen Konzertgeher konnte zur Mitte der zweiten Spielhälfte
aber auch ein tadellos und mit viel Drift und Groove gespieltes
„Feuer“ nicht hochziehen, obwohl es bei den Interpreten hell
aufloderte. Vielleicht lag es auch an Songs wie „Unser letzter Tag“
oder „Du sollst leb‘n“ von „Neuer Morgen“, die eher Stoff zum
Nachdenken und Philosophieren liefern, als zum Ausrasten. Schön
anzuhören war das neue Material gerade deswegen allemal.
Zum Ende hin
nahm dann alles wieder seinen gewohnten Lauf: Eine Welle an von den
Sitzen gerissenen Fans drängte bei „Großvater“ und „Kalt und kälter“
zur Bühne. Beim Vorspann zum Superhit „Fürstenfeld“ gab es für die
drei Musiker keinen Grund, selbst zu singen. Fast schon Tradition
hat es in der Stadthalle, dass man beim letzten Song des regulären
Sets, „Herr Lohen-grin“, S.T.S.- Manager Karl Scheibmaier für seine
letzte, mit Inbrunst und Champagnerflasche vorgetragene Arie
zuprostet, während Professor Ewald Beit die Melodie übers Klavier
jagt und Multiinstrumentalist Franz Zettl auf zwei Saxophonen
gleichzeitig (!) spielt. Mit einem bluesigen „Fahr aufs Land mit
mir“ gelang S.T.S. bei den Zugaben noch eine Überraschung, bevor
sich die steirische Kombo mit „Auf a Wort“ verabschiedete. Gemäß den
vorbildgebenden Rolling Stones und Eagles, sagte Schiffkowitz, sei
dies der Anfang ihrer Abschiedstourneen. Es mögen noch viele folgen.
Von Christoph
Andert |