Falco, Johnny, Tom und Martin: Das ist Österreichs neue
Boygroup „Jetzt anders!“ Obwohl es bei „Starmania“ nicht zum Sieg
gereicht hat, wollen die vier Burschen nun gemeinsam Fans wie
Charts im Sturm erobern. Ihre erste Single „Dieser Moment“ haben
sie rechtzeitig vor der Starmania-Tour bereits präsentiert und
arbeiten auch eifrig am ersten Album. NETWORLD traf „Jetzt
anders!“ zum Talk über ihr Projekt als Gruppe, ihr neues Leben als
Popstars, die Sex-Chat-Affäre und den gemeinsamen Alltag zu viert.
Woran arbeitet ihr gerade? Wann ist ein Album zu erwarten?
Falco: Wir haben uns gemeinsam mit den anderen Starmaniacs
auf die Tour vorbereitet. Unter anderem stellen wir dabei unsere
Single „Dieser Moment“ vor und haben dazu eine Choreographie
einstudiert.
Ihr seid also jetzt gar nicht im Studio?
Martin: Natürlich sind wir fleißig am Arbeiten mit unserem
Album. Aber momentan findet eben die Starmania-Tour statt und das
ist auch kein Zuckerschlecken. Danach können wir uns wieder auf
unser Album konzentrieren.
Wie wir gehört haben, seid ihr zurzeit am Einrichten
einer WG, in die ihr gemeinsam zieht. Ist das euer Wunsch?
Martin: Klar! Wir sind eine Super-Truppe und kommen gut
zurecht.
Tom: Es ist natürlich ziemlich lässig, dass wir alle
miteinander auf einem Haufen wohnen. Ich hoffe, dass alles super
rennt und dass wir uns nicht zuviel in die Haare kriegen. Aber wir
haben die Wohnung schon gesehen und es ist genügend Platz.
Falco: Dazu kommt, dass wir jetzt zu zwölft unterwegs sind.
Dabei haben wir gemerkt, wie schnell wir beim Proben eigentlich
vorankommen, wenn wir nur zu viert sind.
Seid ihr dabei eigentlich immer einer Meinung? Fahrt
ihr die gleiche Linie?
Falco: Wenn wir immer einer Meinung wären, dann hätten wir
alle den gleichen Charakter. Gott sei dank haben wir
unterschiedliche Ansichten, dadurch können wir uns gegenseitig
verbessern. Aber wir kommen eigentlich immer recht schnell auf den
gleichen Nenner.
Martin: Von den Musikrichtungen her ist das sehr
interessant – der Johnny ist Soul bzw. Hip Hop, ich bin eher der
Typ für Balladen und poppige Nummern, der Tom verkörpert natürlich
Drama und Musical und der Falco ist der Rocker. Ich glaube, da
kann man gegenseitig sehr viel voneinander abschauen.
Also kann man davon ausgehen, dass die Songs an denen
ihr arbeitet, eine Mischung aus diesen Genres werden?
Johnny: Ja, da gibt es sehr viele Einflüsse.
Falco: Es ist zum Glück so, dass wir verschieden sind - von
den Stimmen her, von der Stilrichtung – und das kann man sicher
gut kombinieren. Man kann in ein Lied viele verschiedene Kontraste
einbringen, und von daher kann man sicher auch das Album so
aufbauen.
Ihr geltet ja eigentlich als neue Boyband Österreichs.
Was hat man nun von euch zu erwarten?
Falco: Wir wollen nicht das klassische, künstliche
Boyband-Soundbild erzeugen. Vielleicht treten wir sogar mit einer
richtigen Band im Hintergrund auf. Auch Metallica ist eigentlich
eine Boyband.
Ihr hattet vor eurem Start als Boyband bzw. vor
Starmania „normale“ Jobs oder habt die Schulbank gedrückt. Wie
fühlt sich das neue Popstar-Leben für euch an?
Martin: Ich bin in das Ganze schon hineingewachsen. Ich
denke, je jünger man ist, umso schneller lernt man mit den Dingen,
die zu diesem Geschäft gehören, umzugehen. Schließlich ist es das,
was wir uns alle gewünscht haben, sonst wären wir ja nicht hier.
Falco: Im Kontrast zu Martin und Tom sind der Johnny und
ich die etwas Reiferen. Wir tun uns leichter, alleine oder nicht
zu Hause zu sein.
Ihr seid alle mehr oder weniger am Land aufgewachsen.
Wie war für euch die Umstellung von Land auf Stadt?
Martin: Es ist klar, dass es was anderes ist in Wien. Mir
gefällt es in Wien sehr gut, aber ich bin in den letzten Wochen
nicht nach Hause gekommen, was ich sehr schade finde. Für mich ist
es wichtig meine Freundschaften zu pflegen. Daheim ist es einfach
etwas anderes, es ist wie Urlaub.
Johnny: Obwohl wir uns bis zu einem gewissen Grad schon
daran gewöhnt haben, im Studio zu stehen und an den ganzen
Medienrummel, kommt es hin und wieder vor, dass man sich zwicken
muss, um zu realisieren, dass das neue Leben wirklich echt ist.
Falco: Auch unsere Single drückt dieses Gefühl
aus. „Dieser Moment, jede Sekunde, in der mein Herz schlägt“ –
von diesem Moment hat jeder geträumt und keiner hätte sich
gedacht, wenn man zu Starmania geht, dass das dabei raus kommt.
Wann ist die Idee von der Boygroup eigentlich geboren worden?
Falco: Schon während den Starmania-Proben haben wir
zusammen gesungen oder hinter den Kulissen geblödelt und unsere
Gaudi gehabt. Irgendwann haben wir dann im Scherz gesagt, es
wäre witzig eine Boygroup zu gründen. Und dann ist Universal auf
uns zugekommen und es hat alles perfekt zusammengepasst.
Wie geht’s euch mit eurem neuen Bekanntheitsgrad?
Johnny: Es war, glaube ich, für die meisten von uns
unglaublich, auf einmal überall unsere Bilder in den Zeitungen
zu sehen. Aber dann wird das irgendwann normal und man gewöhnt
sich daran. Eigentlich ist es voll schräg, seinen Namen auf ein
Stück Papier zu schreiben und jemandem damit eine Riesenfreude
zu machen.
Falco: Es gehört irgendwie dazu, aber wie ich das erste
Mal ein Autogramm geschrieben habe, bin ich mir echt deppert
vorgekommen. Da lacht man sich innerlich selbst aus und fragt
sich, was mach’ ich da eigentlich?
Zum Namen eurer Boygroup: Ihr musstet diesen ja von
„Jetzt!“ auf „Jetzt anders!“ ändern. Seid ihr glücklich damit?
Tom: Ganz ehrlich, ich finde die neue Variante viel
cooler. Wir wollten nicht ewig herum tun wegen diesem Namen und
uns monatelang streiten, während keiner unsere CD beachtet. Und
so haben wir uns gedacht: Ja, dann heißen wir eben „Jetzt
anders!“
Wie seid ihr überhaupt auf den ursprünglichen Namen
„Jetzt!“ gekommen? Wessen Idee war das?
Falco: Wir hatten einen Pool mit vielen Varianten und
wollten einen prägnanten Namen auswählen. Das Wort „Jetzt“ hat
jeder x-mal im Sprachgebrauch und so hat man bei der Verwendung
dieses Wortes gleich die Bilder der Boygroup im Hinterkopf.
Wobei „Jetzt anders!“ noch viel passender ist, weil wir eben
nicht für den klassischen Boygroup-Sound stehen wollen.
Welche Aussage wollt ihr mit eurer Musik
transportieren? Was wollt ihr rüberbringen?
Johnny: Die Themen, die wir ansprechen, sind tiefgehend
und bestehen nicht nur aus „Ich liebe dich“ oder ähnlichen
Phrasen. Super ist auch, dass wir unsere Texte selbst schreiben
dürfen.
War das von Anfang an klar, dass ihr eure Texte selbst
schreiben dürft?
Falco: Wir haben es nicht erwartet, aber wir waren
positiv überrascht.
Tom: Wir haben gedacht, jetzt werden für uns Lieder
geschrieben und dann haben sie plötzlich gesagt, schreibt’s
einmal ein paar Texte. Das ist ziemlich cool!
Martin: Wir können auch bei der Auswahl der Lieder
mitentscheiden und einbringen, wenn wir da oder dort
beispielsweise noch ein E-Gitarrensolo haben wollen. Es ist
echt toll, dass wir das Mitspracherecht haben.
Falco: Es ist wichtig, dass man auf der Bühne
steht und sich von der Musik und der Kleidung her
hundertprozentig wohl fühlt. Bei Starmania mussten wir oft
Lieder singen, mit denen wir uns nicht wirklich identifizieren
konnten, und dann hatten wir Kleidung an, die wir nie im Leben
im Alltag anziehen würden.
Erfahrungsgemäß hat Starmania sehr viele junge,
vorwiegend weibliche Fans. Wer, glaubt ihr, zählt zu eurer
Zielgruppe?
Tom (lacht): Ich glaube, wir haben wirklich nur
die Leute ab 50. Nein, natürlich sind auch unsere Fans eher
jünger.
Martin: Ich denke, wir werden vor allen Dingen die Fans
behalten, die wir schon haben. Das hoffen wir zumindest. Aber
natürlich ist eines unsere Ziele, noch mehr Leute für unsere
Musik zu begeistern.
Falco: Boygroups sind ja bei Männern sehr
verschrien. Deshalb wäre es cool, wenn wir uns auch bei dieser
Gruppe einen Namen machen könnten. Es wird nie ein Typ zugeben,
dass er Backstreet Boys hört, aber daheim im dunklen Kämmerlein
hört er es wahrscheinlich schon.
Martin, es kommt vor, dass einem Mädchen auf der
Straßen begegnen, die etwa ein Bild von dir an einer Kette um
den Hals tragen. Wie gehst du mit einer derartigen Begeisterung
um?
Martin: Da kann ich eine Geschichte erzählen. Bei einem
Adventkalender-Gewinnspiel eines Radiosenders gab es unter
anderem ein Meet-and-Greet mit mir zu gewinnen. Es hat dann auch
eine Mutter angerufen und erzählt, ihre 11-jährige Tochter würde
mich gerne treffen. Daraufhin bin ich in die Schule des kleinen
Mädchens, als ich vor ihr stand, war sie total begeistert und
ich hab’ für die ganze Klasse Autogramme geschrieben.
Und wenn die Mädels schon ein bisschen älter sind, so
16 oder 17? Hat das eine noch größere Bedeutung?
Martin: Auf alle Fälle. Das schmeichelt einem natürlich
sehr, wenn gewisse Anspielungen kommen.
Johnny: Aber auch Erlebnisse mit älteren Menschen sind
sehr interessant. Ich war total überrascht als eine ältere Dame
mir auf der Straße entgegen gekommen ist und gefragt hat: „Sind
sie der Herr Johnny? Ich schau ihnen jede Woche im Fernsehen
zu.“ Man glaubt, nur die jüngere Generation sei an Starmania
interessiert, aber irgendwie hat es auch ältere Zuschauer
erwischt.
Johnny, wie man weiß, hast du dich vor kurzem von
deiner Verlobten getrennt. Gibt es schon Neuigkeiten in Sachen
Liebesleben?
Martin: Der Johnny hat Tausende!
Johnny (lacht): Ich bin noch immer glücklicher
Single!
Was erwartet ihr euch von der Band? Was wollt ihr
erreichen, was sind eure Ziele?
Falco: Es ist ein neues Projekt, das es in der Art in
Österreich noch nicht gegeben hat. Es hat zwar schon einmal
eine Boygroup gegeben, aber die sangen auf Englisch und wir
eben auf Deutsch. Auch vom Soundstil her ist es ein recht
großes Projekt. Ich glaube, es ist für uns noch nicht
absehbar, wie sich das alles entwickeln wird.
Wie schätzt ihr eure Chancen am
österreichischen/deutschsprachigen Pop-Markt ein?
Johnny: Wir sind da optimistisch, weil es doch etwas
Neues ist. Eine Boyband oder eine Gruppe von Burschen die auf
Deutsch singt, gibt es eigentlich nicht – wenn man die Söhne
Mannheims oder Tokio Hotel nicht als Boygroup sieht. Wir sind
eigentlich einzigartig!
Normalerweise ist es ja so, dass es in einer Boygroup
auch einen so genannten „Bad Boy“ gibt? Wer übernimmt diese
Rolle bei euch?
Falco: Das wechselt ständig…
Martin: „Bad Boy“ ist eher der Falco.
Johnny: Definitiv.
Martin: …obwohl er auch sehr lieb sein kann. Man muss
ihn halt ein bissel zähmen.
Johnny: Man kann nicht sagen, dass einer von uns der
kleine Teufel ist.
Falco: Wir sind eine Gruppe und wir bauen auch Sch****
zu viert. Unglaublich, aber wahr!
Wenn wir schon beim Thema „bad“ sind. Es gab ja die
Sex-Chat-Affäre, über die TV-MEDIA berichtete. Tom, wie ist es
zu diesem Vorfall gekommen?
Tom: Um das nochmals zu erklären, ich hab’ mir gedacht,
es tut mir leid…
Johnny: Da hat’s ja schon fünf Nachberichte gegeben.
Tom: Aber wir haben wenigstens eine Skandal-Nudel in der
Band!
Johnny, was sagst du als bekennender Christ zu dieser
Sex-Chat-Affäre?
Tom (lacht): Der ist daneben gesessen und hat
mir alles eingesagt!
Martin (lacht): Dem Johnny gefällt das!
Johnny: Auch im Christentum geht es nicht darum
makellos zu sein, sondern es geht darum Fehler zu machen, zu
diesen Fehlern zu stehen und wieder aufzustehen. Auch wenn man
sieben Mal hinfällt, steht man wieder auf, geht weiter und
versucht diese Fehler nicht noch einmal zu machen. Und ich
finde, dass hat der Tom sehr gut gemacht.
Falco, mit welchen drei Eigenschaften würdest du Tom
beschreiben?
Falco: Der Tom ist durchgeknallt, vorlaut, ein Freak.
Wenn ich homosexuell wäre, würde ich zu ihm hingegen und ihn
fragen, ob er mich heiratet.
Tom: Wir haben unsere Hochzeit auch schon geplant!
Tom, wie würdest du Falco beschreiben?
Tom: Der Falco ist stur, sehr hilfsbereit, ein bissel
gestört – aber lieb gemeint – und er ist „Nacktschläfer“. Das
ist für mich persönlich eine tolle Eigenschaft.
Falco: Ich bin schon nackt vorm Tom gestanden und hab’s
nicht einmal gemerkt.
Martin, mit welchen Eigenschaften würdest du Johnny
beschreiben?
Martin: Der Johnny ist sehr treu, er könnte dich nie
anlügen und hinter deinem Rücken über dich lästern, weil er so
ein ehrlicher Mensch ist. Dann ist er offen für ein paar Dinge…
Johnny (lacht): Was soll das heißen?
Martin: Ich glaub’ die Gegenwart von uns, tut ihm
ziemlich gut (alle vier lachen). Und eitel kann er auch
sein.
Johnny, wie würdest du Martin beschreiben?
Johnny: Also der Martin ist wahnsinnig lustig. Er ist
sein eigenes Kabarett.
Falco: Extrem eitel!
Johnny: Eitel XXL. Ein Wahnsinn!
Falco: Er kann nervig sein.
Johnny: Aber der Martin hat ein Riesenherz.
Eure Starmania-Kollegen Nadine, Mario, Gernot und Eric
arbeiten an Soloprojekten. Würdet ihr das auch gerne machen?
Falco: Ich muss ehrlich sagen, ich bin ganz froh, dass
wir in der Gruppe sind. Wenn du allein arbeitest, bist du
ziemlich einsam. Zu viert ist es einfach fein. Je länger wir
zusammen sind, umso cooler wird das Ganze. Wir haben
eigentlich eine kleine Familie.
Johnny: Wenn man allein ist fehlt das
Zwischenmenschliche. Den ganzen Tag im Studio von früh bis
spät, da ist man schon einsam.
Was macht ihr, wenn’s mit der Musikkarriere nicht
klappt?
Falco: Es klappt!
Johnny: Musik.
Martin: Es gibt keine Alternativen.
Tom: Selbst wenn keiner unsere CDs kauft, ist uns das
egal. Dann stehen wir auch noch da und tun so, als wären wir
eine Band.
Falco: Wenn du schon vor einem Rennen denkst, du willst
nicht Erster werden, hast du schon verloren. Man muss immer
positiv denken und nicht daran, was passieren könnte, wenn man
fällt. Wenn du so denkst, dann bist du im falschen Geschäft.