Michael Tschuggnall & Band live in Lienz, Konzertbericht von Monika Sommer 

Samstag, 7. Mai 2005. In Lienz ist es ein wenig kühl und regnerisch, doch die Stimmung im „Creativ Center“ ist umso besser. Ein relativ kleines Lokal, vollbesetzte Tische und die Bühne zum Greifen nah – es verspricht ein sehr persönliches, exklusives Konzert zu werden. Da ich Michael Tschuggnall & Band schon einige Male live erlebt habe und jedes Mal absolut begeistert war, sind meine Erwartungen – zugegebenermaßen - ziemlich hoch. Und um gleich „mit der Tür ins Haus zu fallen“ – sie wurden noch bei weitem übertroffen.

Doch zurück zum Beginn des Konzertes. Es ist kurz nach halb neun Uhr, Michi und seine Bandkollegen betreten die Bühne und heizen dem Publikum mit dem rockigen Song „Damit wir uns verstehen“ gleich so richtig ein. Michi singt Deutsch, begleitet sich auf der Gitarre und liefert gleich einen ersten Beweis dafür, dass er nicht nur ein „Meister der sanften Balladen“, sondern auch im rockigen Metier ganz zu Hause ist. Und dass er auch ganz hervorragende deutsche Songs schreiben kann. Mit ihm auf der Bühne stehen (bzw. sitzen...;)) Christian Frank (Piano), Peter Greier (Gitarre), Andy Mayerl (Bass) sowie als besonderer „Gast“ des heutigen Abends sein jüngerer Bruder Christian am Schlagzeug. Er springt für Manu Delago ein – doch schon am Anfang ist klar, dass er ein absoluter Könner auf diesem Instrument ist und alles andere als ein „Ersatzmann“. Für den „guten Ton“ sorgt wie immer Michis älterer Bruder Thommy – und damit sind für den heutigen Abend alle drei Brüder dieser hochmusikalischen Familie im Einsatz.

„Ich tu’ alles, nur damit wir uns verstehen“, singt Michi, und er und sein Publikum verstehen einander auf Anhieb. Ebenso schön ist es zu sehen, wie die „Chemie“ zwischen Michi und seinen Freunden und Bandkollegen stimmt und wie viel Spaß ihnen der Auftritt sichtlich macht. Mit dem rockigen „Call me“, bei dem sich Michi wieder auf der Gitarre begleitet und dessen Rhythmus und ins Ohr gehende Melodie mir besonders gut gefallen, geht es weiter und die Stimmung wird immer besser. 

Als Michi nun einige Worte an das Publikum richtet, fällt mir auf, wie locker, natürlich und bescheiden er nach wie vor dabei wirkt – als würde er guten Freunden von der Entstehungsgeschichte seines Albums erzählen. Es wäre ja geplant gewesen, es schon fertigzuhaben, erzählt Michi, doch da er diesmal wirklich alles selbst gemacht habe, hätte es ein wenig länger gedauert. In ungefähr einem Monat würde es jedoch erscheinen, und alle neuen Songs und auch einige altbekannte Lieder würden an diesem Abend präsentiert. 

Nun wechselt Michi zum Piano und das Programm geht mit dem schon vom ersten Album und aus dem Radio bekannten „Learning how to love you“ weiter. Immer wieder sieht Michi ins Publikum und lächelt seinen begeisterten Fans zu. Es folgen die wunderschöne neue Ballade „I just love you“, bei der sich Michi wieder am Piano begleitet und die einfach rundherum ein absoluter Genuss ist, sowie der neue deutsche Song „Der achte Tag“. Bei diesem schnelleren, sehr rhythmusbetonten Lied finde ich sowohl den Text als auch die Melodie ganz besonders gelungen. Michi erzählt nun, dass sein neues Album „Phoenix“ heißen wird, in Anlehnung an den „Phönix aus der Asche“, da er nach einer eineinhalbjährigen kreativen Phase des Songschreibens nun auf die Bühne zurückkehren möchte. Zwischendurch begrüßt er schlagfertig einige Gäste, die erst jetzt den Weg ins Lienzer „Creativ Center“ gefunden haben. 

Weiter geht das Programm mit einem meiner absoluten Lieblingssongs – „Song of mine“, der schon als Promotionsingle in verschiedenen Radiosendern zu hören war und für mich eine rundum gelungene Ballade ist, an der ich mich absolut nicht satthören kann. Michis Klavierspiel, sein Gesang, diese wunderbare Melodie, dann schnellere Rhythmen und ein Gitarrensolo – einfach schön! Nach dem schon vom ersten Album bekannten ruhigen Song „The Dream“ – dem einzigen Lied, das nicht von Michael selbst, sondern von seinem Gitarristen Peter Greier komponiert wurde – folgt ein Song, der für mich einen der Höhepunkte des Abends darstellt und mit dem Michael einen eindrucksvollen Beweis seiner musikalischen Bandbreite und seines enormen Talents liefert: „Sweet Temptation“. Ein großartiger Jazz-Song, der ruhig und weich beginnt und dann so viele Überraschungen bereithält, dass das Publikum während Michis Gesang spontan applaudiert. Ich bin wieder einmal vollkommen fasziniert davon, wie es Michi schafft, seine Stimme als wunderbares „Instrument“ einzusetzen. Bei Songs wie diesem fällt es einem schwer zu glauben, dass dieser großartige Sänger und Komponist erst 23 Jahre alt ist.

Nun stellt Michi die einzelnen Bandmitglieder – jeder einzelne ein Meister auf seinem Instrument - dem Publikum vor und setzt dann mit dem sanften neuen Song „Im Weg der Zeit“ fort, der mich sowohl vom Text als auch von der Melodie her sehr beeindruckt. Wunderschöne Gitarrenklänge, die schöne, fließende Melodie und Michis Stimme wirken in diesem Lied sehr beruhigend auf den Zuhörer. Das genaue Gegenteil ist der nächste Song -

For Eternity“ – der schon vom ersten Album bekannt und live immer wieder der absolute Wahnsinn und unglaublich mitreißend ist.  

Auf dieses „rockige Feuerwerk“ folgt in dem sehr abwechslungsreichen Programm die sanfte, einfühlsame Ballade „Sophie“, ein sehr berührendes, melodisches Lied über ein behindertes Mädchen, sowie der wunderschöne Lovesong „Immer noch“ – ein Lied zum Träumen, bei dem Michis Gesang und Klavierspiel unter die Haut gehen. „Die Zeit heilt meine Liebe nicht….“, singt Michi, und ich habe wieder einmal das Gefühl, ihm stundenlang zuhören zu können. 

Doch schon sind die letzten wunderbaren Töne am Piano verklungen und es geht wieder schneller und rockiger weiter. Michi greift zur Gitarre und singt „Tonight“, den Song, den er mittlerweile auch auf ö3 vorgestellt hat und der mit einem mitreißenden Rhythmus, einem einprägsamen Refrain und dem Wechsel zwischen sehr melodischen und rockigen Parts begeistert. Beim nächsten Song - „Way back home“ – betont Michi, dass dies einer seiner Lieblingstitel auf dem neuen Album sei – und die sanft fließende Melodie, Michis Gesang und Gitarrenspiel sowie Christian Franks schöne Klavierparts nehmen den Zuhörer auch in ganz besonderer Weise gefangen. 

Dieses Konzert könnte einfach ewig dauern – doch plötzlich reißt uns Michi mit der Ankündigung, dass es sich nun langsam dem Ende zuneige, unsanft aus unseren Träumen. Zur Beruhigung setzt er sich jedoch gleich ans Klavier und verwöhnt sein Publikum mit dem immer wieder schönen „Michael Tschuggnall-Klassiker“ „Tears of Happiness“ – der „in neuem Gewand“ umso interessanter klingt. 

Für den Schluss hat sich Michi einige ganz besondere „Gustostückerl“ für uns aufgehoben, und der nun folgende Song fasziniert mich vom ersten Ton an völlig. „Träume / Be glad you’re alone“ hat einen großartigen Rhythmus, eine sofort ins Ohr gehende Melodie und überrascht mit einem ungewöhnlichen Arrangement, häufigem Rhythmuswechsel und gegen Ende mit einem ganz tollen Gesangspart von Michi. Ich bin mir sofort sicher, dass dies einer meiner Lieblingstitel auf dem neuen Album sein wird. Doch dann machen Michi & Band ihre Drohung tatsächlich wahr und verlassen die Bühne, worauf sofort lautstarke „Zugabe“-Rufe einsetzen. „Leider ist die Garderobe zugesperrt“, scherzt Michi, als er mit Christian Frank wieder die Bühne betritt. Dieser nützt nun die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass Michael alle an diesem Abend vorgestellten Lieder – bis auf eines – selbst komponiert und getextet hat und für sein Album neben seinem Gesang auch für alle Titel selbst Klavier, Bass und Gitarre eingespielt hat. Eine wirklich einzigartige Leistung, die mit einem begeisterten Applaus honoriert wird. 

Das nun folgende Abschlusslied „Nicht ohne dich“ ist für mich das allerschönste von Michaels neuen Liedern – und ich halte unwillkürlich den Atem an, als die ersten Töne am Klavier erklingen. Michi begleitet sich auf dem Piano und spielt eine Melodie, in die man sich einfach auf Anhieb verlieben muss. Besonders berührend bei dieser Ballade ist auch der sehr persönliche, ehrliche Text. Michi erzählt von seinem plötzlichen Erfolg, all den neuen Erfahrungen und der Beziehung zu seiner Freundin, die daran zu zerbrechen drohte.

„Trotz all meiner Liebe zur Musik…mein Lebensziel bleibst du“, singt er - eine wunderbare Liebeserklärung an Claudia. Michis Fähigkeit, seine Gefühle musikalisch auszudrücken, sich aber auch bei deutschen Songs niemals auch nur in die Nähe von Kitsch oder Peinlichkeit zu begeben, berührt und beeindruckt mich wieder einmal sehr.  

Da die Fans nach diesem Song natürlich nach einer weiteren Zugabe verlangen, gibt es nun als endgültigen Abschluss „From the East“ zu hören – das schöne, teilweise asiatisch anmutende Lied, das Michi für die Prinzessin von Thailand geschrieben hat und im vergangenen Sommer bei einer Privataudienz in Bangkok auch vorstellen durfte. 

Doch selbst ein Abend wie dieser muss einmal zu Ende gehen. Jeder Musiker gibt nochmals eine Kostprobe seines Könnens auf seinem Instrument, und Christian Tschuggnall beschließt das Konzert mit einem grandiosen Schlagzeugsolo, bei dem einem der Atem stockt. „Wow, ist der gut“, denke ich mir nur. Die Bitte einiger Fans in der ersten Reihe, doch einfach das ganze Programm nochmals zu spielen, können Michi & Band leider nicht erfüllen – doch auch ich hätte absolut nichts dagegen, diese tollen Songs nochmals zu hören. Michael und seine Bandkollegen bieten ein so mitreißendes, abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm - von fetzigen Rocksongs, wunderbaren jazzigen Überraschungen bis zu melodischen, einfühlsamen Balladen – dass „einmal hören“ absolut nicht ausreicht. Jedes einzelne Lied ist ein wahrer „Leckerbissen“ – weit entfernt von „Teenie-Pop“, sondern ein Genuss für jeden anspruchsvollen Musikliebhaber. Schon bei Michis erstem Konzertprogramm haben mich seine selbstgeschriebenen Songs sehr beeindruckt, doch erst mit diesem ersten wirklich eigenen Programm zeigt uns Michael Tschuggnall, was alles in ihm steckt, wie vielfältig sein musikalisches Können ist und welch riesengroßes Talent es da zu entdecken gibt.   

Danke, Michi, für deine Musik und für diesen unvergesslichen Abend!

 

[ www.michaeltschuggnall.com - die offizielle Homepage ]

[ Fotos vom Konzert in Lienz ]

[ zurück ]