MIT WÖLFEN UNTER EINER DECKE Eine dreiteilige Dokumentation von Barbara Fally-Puskás Was unterscheidet den Haushund vom Wolf, wenn beide unter denselben Bedingungen aufwachsen? Welche Fähigkeiten gingen im Zuge der Domestikation verloren und welche wurden dazu gewonnen? Inwieweit sind auch Wölfe bereit, mit Menschen zu kooperieren, und akzeptieren sie Haushunde als Kooperationspartner? In der dreiteiligen Serie „Mit Wölfen unter einer Decke“ versuchen Regisseurin Barbara Fally-Puskás und ihr Filmteam gemeinsam mit den Mitarbeitern des Wolf Science Center in Ernstbrunn Antworten auf all diese Fragen zu finden. Die dreiteilige Serie konnte als Koproduktion von ORF und Dokumoto, gefördert durch das Land Niederösterreich realisiert werden. Im niederösterreichischen Weinviertel heulen seit gut eineinhalb Jahren Wölfe. Nicht in freier Wildbahn, sondern wohlbehütet in den Gehegen des Wolf Science Center. Vier einjährige Timberwölfe sind im Mai 2009 in die Schlossgärten von Ernstbrunn eingezogen. Nachdem das Quartett für wissenschaftliches Arbeiten zu klein war, entschlossen sich die Wolfsforscher weitere Jungtiere nach Ernstbrunn zu holen - diesmal jedoch nicht aus dem Tierpark Herberstein, sondern aus den USA, der Heimat der Timberwölfe. Und Regisseurin Barbara Fally-Puskás will von Anfang an dabei sein. Gemeinsam mit Bea Belenyi und Helene Möslinger, zwei Mitarbeiterinnen des Wolf Science Center und dem Kameramann Ferdinand Cibulka reist Puskás nach Montana, um dort vier zehn Tage alte Welpen abzuholen. Da keine amerikanische Fluglinie so junge Wölfe transportieren darf, geht die Reise im Dienste der Wolfsforschung per Auto quer durch die USA von Montana nach New York. 4500 Kilometer mit vier winzigen Wolfswelpen im Gepäck: kleine, süße, pelzige Winzlinge, die es sich am Schoss ihrer Betreuerinnen bequem machen - liebevolle und ständige Betreuung mit eingeschlossen. Die ganze Fahrt ist abgesehen von heftigen Blizzards immer von der Sorge um das Wohl der Welpen geprägt. Für Ferdinand Cibulka, Barbara Fally-Puskás, Helene Möslinger und Bea Belenyi ist diese Reise vor allem eines: extrem anstrengend. Denn abgesehen von den Nächtigungspausen muss einer von ihnen fahren und einer filmen, während die beiden anderen die Welpen versorgen: Mindestens alle zwei Stunden ein Flascherl geben, dann Bauch massieren und Kot wegputzen. Der Schlafmangel ist dementsprechend groß. Rückblickend gesteht Fally-Puskás:„Es war erstaunlich wie sich von der ersten Minute mit den Welpen bis zum Eintreffen in Ernstbrunn nahezu alles ausschließlich um deren Nahrungsaufnahme und das Geschäft danach drehte. Trinken die Kleinen genug? Wollen sie mehr? Vertragen sie die Nahrung? Haben sie Durchfall?“ Und nicht immer scheint alles zum Besten. Die Kleinen verkraften die Umstellung nur schwer, ein Zwischenstopp mit Tierarztbesuch im Wolfspark von Indiana ist notwendig. Für die letzte Etappe von New York nach Wien dürfen die Kleinen an Bord einer österreichischen Fluglinie. Und ob Passagiere oder Flugpersonal - alle schließen die süßen Welpen sofort in ihr Herz. Bordküche und Stewardessen versorgen die ungewöhnlichen Gäste liebevoll und servieren regelmäßig „Wolfsflascherln“. Schließlich kommen die vier kleinen Welpen - Tatonga, Nanuk, Yukon und Geronimo und ihre Begleiter gesund und wohlbehalten in Wien an. Doch wozu der ganze Aufwand? Kurt Kotrschal, Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstation in Grünau und Professor an der Universität Wien, sowie die Kognitionsbiologen Friederike Range und Zsofia Viranyi haben sich vor ein paar Jahren in Wien zusammengefunden. Kotrschal: „Da waren dann drei beisammen, die verrückt genug sind, so ein Projekt aus dem nichts zu starten!“ Die drei Leiter des WSC beschlossen in Kooperation mit der Universität Wien und der Konrad Lorenz Forschungsstelle in Grünau die geistigen Fähigkeiten des Wolfes zu erforschen und festzustellen, was den Hund nun tatsächlich von seinem Urahnen unterscheidet. Wölfe sind wie der Mensch von Kooperationen abhängig. Wie viel sie zur Kooperation bewusst beitragen, oder im Laufe ihres Lebens erlernen können, ist eine spannende Frage, die es von den Forschern zu klären gilt. Deshalb ziehen Kurt Kotrschal, Friederike Range und Zsofia Viranyi nun erstmals in der Canidenforschung ein Rudel Wölfe mit der Hand auf. Bisher hat man nur Erfahrungen mit Einzelaufzuchten gemacht. Die Wölfe im WSC dürfen Wolf im Rudel bleiben und bauen dennoch eine innige Beziehung zu ihren menschlichen Partnern auf. Um mit Wölfen überhaupt arbeiten zu können, müssen die Tiere an den Menschen gewöhnt sein und eine Bindung zu ihren zweibeinigen Partnern aufbauen. Und das geht nur, wenn man die Welpen so früh wie möglich mit der Flasche aufzieht, mit ihnen sowohl die Tage als auch die Nächte verbringt. Und ob Wolfsforscher oder Filmteam – alle mussten eine enge Beziehung zu den Wölfen aufbauen. Fally-Puskás: „Für mich war es einfach großartig, den Tieren so nahe zu kommen und den Wissenschaftlern bei ihrer täglichen Arbeit über die Schulter schauen zu dürfen.“ Barbara Fally-Puskás und ihr Team haben das Forschungsprojekt eineinhalb Jahre lang begleitet und so einiges über das Leben mit Wölfen gelernt. „Traue keinem Wolf, der Aragorn heißt! Aragorn ist einer der Altwölfe, ein sehr verschmuster, zugänglicher Wolf, der Fremde aber auch gerne austestet. Er zupft dann am Hosenbein, oder an den Schuhen und wartet was passiert. Dem Kameramann klaute er einmal während der Dreharbeiten einen Teil vom Zubehör. Das Stück wieder zu bekommen, hat dann ein wenig Zeit gekostet.“ Nach ihrer Universum Dokumentation „Napoli Dogs - Ein Hundeleben in Neapel“ über die Abenteuer eines Rudels liebenswerter vierbeiniger Stadtstreuner war es für Fally-Puskás nur ein logischer Schritt einen Film über Wölfe zu machen: „Diese Tiere sind einfach faszinierend! Das erstaunlichste ist ihre Aufmerksamkeit. Wölfen entgeht nichts. Sie haben ihre Sinne immer überall. Während sich Hunde auf eine Sache konzentrieren und die Umgebung ausblenden können, lenkt Wölfe jedes Geräusch, jede ungewohnte Bewegung ab!“ Kameramann Ferdinand Cibulka, der mit Vierbeinern wenig am Hut hatte, hätte sich vor dieser Produktion niemals vorstellen können einen Wolf zu kraulen. Mittlerweile ist auch er zum Wolffan geworden. Cutter Jörg Achatz, der in den vergangenen Monaten mehrere hundert Stunden Drehmaterial durchackern musste, konnte zwischendurch keinen Wolf mehr sehen. Doch im Laufe der Arbeit im Schneideraum entwickelte er sich zum absoluten Spezialisten. Er erkennt auf den ersten Blick jeden einzelnen Wolf – was gar nicht so leicht ist – da sich die Tiere weiterentwickeln und dadurch ständig verändern. Tonmeister Manfred Görz hatte nicht nur mindestens sechs Mikrophone zu verwalten, sondern auch seine Mühe Mikros und Kabel vor den neugierigen Welpen zu verteidigen. „Dass man mit einer Tonangel mit großem flauschigen Fellüberzug kein Wolfsgehege betritt, war mir von Anfang an klar, dass aber auch kaum ein Ansteckmikrophon bei seinem Besitzer bleibt, war dann doch überraschend!“ „Den letzten beißen die ... Wölfe!“ Mischa Krausz, der für die Filmmusik verantwortlich zeichnet, wartete - wie das meistens der Fall ist -, bis knapp vor Sendung auf die fertigen Filme. Ein UNIVERSUM ohne Flugaufnahmen, ohne große Landschaften, keine langen Jagdszenen, ... nichts wo sich ein Musiker austoben kann. Mischa Krausz hatte die gar nicht leichte Aufgabe, Filme zu vertonen, bei denen keine reinen Musikpassagen vorgesehen waren. Wie ihm das Kunststück trotzdem gelungen ist, lässt sich nicht beschreiben, man muss es hören. | |
Universum, 14. Dezember 2010 MIT WÖLFEN UNTER EINER DECKE Ernstbrunn, Montana und zurück Eine Dokumentation von Barbara Fally-Puskás Der erste Teil der dreiteiligen Serie „Mit Wölfen unter einer Decke“ zeigt die Reise der vier Welpen - Tatonga, Nanuk, Yukon und Geronimo aus Montana nach Wien und gibt Einblick in die Alltagsarbeiten der Wolfsforscher mit den vier einjährigen Tieren- Aragorn, Kaspar, Shima und Taya - in Ernstbrunn. Inwieweit sind Wölfe nun bereit mit Menschen zu kooperieren und was unterscheidet den Haushund vom Wolf, wenn beide unter denselben Bedingungen aufwachsen? Bereits der erste Drehtag macht Regisseurin Barbara Fally-Puskás und ihrem Team deutlich, dass sie es hier mit Wölfen zu tun haben. „Gleich beim ersten Kennenlernen hat Aragorn, einer der vier älteren Wölfe uns klar zu verstehen gegeben, dass er obwohl zutraulich durchaus kein wohlerzogener Haushund ist. Ohne Scheu kam er auf meinen Kameramann zu, sah ihn an und schnappte ihm in einem Bruchteil einer Sekunde einen Teil seines Arbeitsgeräts weg.“ Einem Hund hätte man das Diebesgut entwenden können, nicht so einem Wolf. Erstens wurde das Teil zum Statussymbol und zweitens wollen die Wissenschaftler den Tieren prinzipiell nichts wegnehmen, um kein Misstrauen aufkommen zu lassen. Von da an hieß es auf alles Zubehör beim Dreh gut aufpassen. Doch ebenso zeigen Aragorn und Co welche enormen geistigen Fähigkeiten in ihnen stecken. Den Wölfen wurde die Arbeit an einem Touchscreen beigebracht, auf dem sie mit der Schnauze gewisse Symbole anklicken müssen. Der technische Teil der Aufgabe ist für einen Wolf ein Kinderspiel. Auch die geistige Aufgabe, die Reihenfolge der Symbole zu erlernen und zu wissen, dass sie immer nur das übergeordnete Symbol anklicken müssen, verstehen Wölfe nach einiger Zeit. Am erstaunlichsten - auch für die Wissenschaftler – ist der Arbeitseifer der Tiere. Wenn es um das Training geht, stellen sich die Wölfe förmlich an. Sie wollen arbeiten. Friederike Range: „Für so intelligente Tiere, wie Wölfe, gibt es nichts schlimmeres als Langeweile.“ Und damit den Wölfen auf keinen Fall langweilig wird, trainiert Bea Belenyi täglich mit ihnen. Sitz, Platz, Rolle, Pfote... alles kein Problem für ihre Schützlinge. Schon die Jüngsten kommen nach wenigen Tagen auf Zuruf. Gefordert werden die Wölfe auch durch eine Reihe an Tests, bei denen die Wölfe vor komplexe Aufgaben gestellt werden, die es zu lösen gilt. Friederike Range: „Dabei ist es vor allem schwierig, Testsituationen zu kreieren, bei denen die Tiere verstehen, was ihre Aufgabe ist.“ Eine Voraussetzung dafür ist, dass man weiß, wie diese Tierart Probleme angeht. Besonderen Spaß haben alle Beteiligten bei den gemeinsamen Spaziergängen durch den Schlosspark von Ernstbrunn. Nur selten gehen die Wölfe wie wohlerzogene Haushunde an der Leine, meist sieht es eher danach aus, dass der Wolf die Route vorgibt. So strukturiert und routiniert sich der dicht gefüllte Alltag im WSC auch abspielt, es gibt keinen Tag ohne Überraschungen - dafür sorgen die Wölfe. | |
Universum, 21. Dezember 2010 MIT WÖLFEN UNTER EINER DECKE Sechs Welpen und ein Todesfall Eine Dokumentation von Barbara Fally-Puskás Im zweiten Teil der dreiteiligen Serie „Mit Wölfen unter einer Decke“ entwickeln sich die vier amerikanischen Welpen und ihre zwei neuen Artgenossen aus der Schweiz zu frechen Halbstarken. Noch stehen innige Schmusestunden mit ihren zweibeinigen Betreuern und ausgiebige Balgereien untereinander im Vordergrund. Aber von Anfang an wird auch trainiert und getestet. Immer spielerisch, immer mit viel Lob und vor allem mit Leckerlis. „Ohne Leckerli geht bei Wölfen gar nichts, ein Hund arbeitet auch ohne Belohnungshappen, ein Wolf muss zumindest wissen, dass ich etwas dabei habe“, sagt Bea Belenyi – und sie spricht aus Erfahrung. Die einzigen, die die kleinen Racker in die Schranken weisen, sind die privaten Haushunde von Zsofia Viranyi, Friederike Range, Kurt Kotrschal und Bea Belenyi. Diese Hunde sind bei der Aufzucht der Welpen ständige Begleiter. Sie werden von den Welpen geliebt und als ranghöher akzeptiert. Die Hunde disziplinieren die Wölfchen, wenn ihr Spiel zu grob wird, wenn sie zu fest zubeißen, oder sich nicht entsprechend unterwerfen. Während sich die Kleinen gut entwickeln, muss das Team vom WSC bei den älteren Wölfen einen Rückschlag hinnehmen. Taya, die von Geburt an kranke Wölfin, verstirbt eines Nachts plötzlich. Kurz darauf sorgt auch Tatonga für Aufregung. Sie hat sich im Gehege schwer verletzt und muss eine Woche in der Tierklinik verbringen. Zurück kommt eine kleine Wölfin mit einer großen Narbe auf der Stirn, die nun nicht mehr aus der Flasche trinken mag, aber Fremden gegenüber viel zutraulicher ist als ihre Altersgenossen. Während sich alle anderen jedes Mal aufs Neue an das Kamerateam gewöhnen müssen, kommt Tatonga zur Begrüßung angelaufen. Kaum sind die kleinen Wölfe dem Ärgsten entwachsen, ziehen die nächsten Säuglinge in Ernstbrunn ein. Diesmal sind es vier Hundewelpen, die genauso aufgezogen werden wie die Wölfe. Wieder warten auf die drei Leiter des WSC Zsofia Viranyi, Friederike Range und Kurt Kotrschal sowie auf die Trainerin Bea Belenyi lange schlaflose Nächte auf einer Matratze, die sie mit den kleinen Quälgeistern verbringen. Auch die Hunde wollen alle zwei Stunden ein Fläschchen haben. Die Hundewelpen dienen den Wissenschaftlern als Vergleichsgruppe. Nur dadurch, dass sie so aufwachsen wie die Wölfe, lassen sich faire Vergleiche anstellen. Was unterscheidet den Wolf vom Haushund? Welche Fähigkeiten gingen auf dem Weg der Domestikation verloren, welche wurden dazu gewonnen? Das sind die großen Fragen, die das WSC- Team beschäftigt. Der Testraum ist nun verstärkt im Einsatz. Wie reagieren die Wölfe auf neue Dinge? Wie die Hunde? Lassen sich Hunde ein Stück Fleisch einfach wegnehmen? Die Wölfe wohl eher kaum. Ab welchem Alter verstehen Hunde menschliche Zeigegesten? Wann die Wölfe? Warum folgen Wölfe der Blickrichtung des Menschen und Hunde starren unverwandt weiter das Gesicht an? Im Alter von sechs Monaten bekommen die jungen Wölfe erstmals Besuch von ihren um ein Jahr älteren Artgenossen. Alt und Jung sind offensichtlich begeistert. Aragorn tollt mit den Kleinen herum und würgt sogar Halbverdautes hervor. Was aber werden Aragorn, Kaspar und Shima dazu sagen, wenn sie ihr Revier dauerhaft mit den sechs Halbstarken teilen müssen? | |
Universum, 23. Dezember 2010 MIT WÖLFEN UNTER EINER DECKE Eine Dokumentation von Barbara Fally-Puskás Im dritten und letzten Teil von „Mit Wölfen unter einer Decke“ wird das Rudel zusammengeführt. Die vier Welpen aus Amerika - Tatonga, Nanuk, Yukon und Geronimo – und die zwei Welpen aus der Schweiz - Apache und Cherokee - kommen zu den nun drei eineinhalbjährigen Wölfen. Besser gesagt der Zaun zwischen den beiden Gehegen wird geöffnet. Die Menschen sind deutlich aufgeregter als die Tiere. Niemand weiß, was passiert. Bisher waren Aragorn, Kaspar und Shima nur bei den Kleinen zu Besuch. Nun aber müssen sie auch ihr angestammtes Revier teilen. Das Tor wird geöffnet. Sofort laufen die Kleinen zu den Großen. Die Begrüßung ist kurz aber herzlich. Dann erforschen die Halbwüchsigen, den neuen Teil des Geheges. Die Alten kümmert das wenig. Nur den Unterstand dürfen die Neulinge nicht betreten. Im Gehege stehen eine Menge Obstbäume und die Früchte sind reif. Man sollte meinen, das kümmert Wölfe herzlich wenig. Weit gefehlt. Für eine reife Birne lernen Wölfe auch klettern. Bis zu siebzig Prozent ihres Nahrungsbedarfs decken die Tiere im Herbst mit frischem Obst ab. Während anfangs alles sehr harmonisch ablief, zeigen sich nun die ersten Unstimmigkeiten im Rudel. Shima wird das erste Mal läufig. Die Kleinen gewinnen an Selbstbewusstsein und beginnen zuerst Shima zu mobben und ein paar Wochen später ist Aragorn an der Reihe. Immer wieder müssen Zsofia Viranyi, Friederike Range und Kurt Kotrschal einschreiten und einige der Wölfe separieren. Es werden verschieden Konstellationen ausprobiert. Ob die neun Wölfe je wieder als Rudel zusammenfinden, ist offen. Erstaunlich ist die Entwicklung der Altwölfe. Zsofia Viranyi: „Die werden zunehmend entspannter. Vor einem Jahr noch, waren sie Fremden gegenüber sehr vorsichtig und distanziert.“ Mittlerweile kann auch das Kamerateam das Gehege betreten und sofort filmen. Früher war jedes Mal eine lange Eingewöhnungsphase notwendig. Im Schlosspark von Ernstbrunn befindet sich ein idyllischer Tierpark, der Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zeigt. Da auch der Wolf hier einst heimisch war, bot sich die Familie Reuss (Hausherr Prinz Heinrich XIV. Reuss) als Gastgeber für das Wolfs Science Center an. Bis jetzt waren Wölfe und Wissenschaftler vor der Haustür in den ehemaligen hängenden Gärten einquartiert. Doch Umbauten stehen an - die Tiere sollen weitläufige Gehege im Wildpark und ihre Betreuer ein gut ausgestattetes Forschungszentrum bekommen. Der Testraum soll mit verspiegelten Scheiben ausgestattet werden, dann können auch Besucher beim täglichen Training und vor allem bei den Tests zuschauen. Bis es soweit ist, sind die Wolfsforscher vor allem damit beschäftigt, erste Testergebnisse auszuwerten und passende Rudelzusammenstellungen zu finden. Kotrschal: „Wir haben ein paar Rüden, die gerne mobben und wir haben Weibchen, die sich nicht vertragen.“ Dass Shima und Yukon nicht miteinander können, steht fest, dass Kaspar auf jeden Fall ein Rudel führt, ebenfalls. Also bleiben die drei Altwölfe Kaspar, Aragorn und Shima beisammen. Doch wer von den Jungen passt da dazu? Und wer wird beim zweiten Rudel das Kommando übernehmen? Der Umzug in die neuen Gehege findet auf Etappen statt. Zuerst die Hunde, die ebenfalls Sommer wie Winter als Rudel in einem Gehege leben werden, dann das Kaspar Rudel und dann das – wie könnte es auch anders sein – Nanuk Rudel. Nanuk war von Anfang an äußerst durchsetzungsstark anderen Wölfen gegenüber. Menschen gegenüber allerdings immer sehr freundlich, ja geradezu zuvorkommend. Die neuen Territorien werden von den Wölfen im Sturm erobert. Freudig laufen sie das gesamte Areal ab und erkunden die Höhlen, Hügel und Teiche. Doch nach etwa einer halben Stunde, kommen sie zu Zsofi, Friederike und Kurt und holen sich ein paar Streicheleinheiten ab. Wer hätte das gedacht? Das WSC-Team kann es nun kaum erwarten, mit den vielen Vorhaben, die erst in der neuen Anlage möglich sind, zu beginnen. | |
UNIVERSUM am 14., 21. und 23.12.2010, 20.15 Uhr, ORF 2 | |
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