Starmania3-Finalist Thomas Neuwirth im Interview mit PRIDE
 
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PRIDE sprach mit Starmania-Tom über Lernen, Emotionen und über das Gefühl, sich selbst zu spüren.

 

PRIDE: Tom, zu Beginn von Starmania hast Du mal gesagt: „Ich erhoffe mir auf jeden Fall sehr viel Erfahrung. Ich erwarte mir jetzt nicht, dass ich gewinne, aber ich möchte mir auf jeden Fall etwas von den Erfahrungen des Coachings und Gesangstrainings mitnehmen.“ Bist du ein sehr realistischer Typ?

 

TOM: Ich bin nicht naiv. Mir war klar: Du kannst bei Starmania dabei sein – und drei Wochen später kennt dich keiner mehr… Aber jetzt sehe ich: Starmania ist für mich die totale Persönlichkeits-entwicklung, und ich kann wahnsinnig viel lernen und mitnehmen.

 

PRIDE: Dein Lebensmotto ist ja: "Negative Gedanken sind negative Eigenschaften und ziehen negative Leute an…"

 

TOM: Genau. Und deshalb hoffe ich natürlich, mir durch Starmania einen Namen als akzeptierter Künstler zu machen. So als Sprungbrett, um dann eigenständig was weiter zu machen…

 

PRIDE: Mit dem Ziel?

 

TOM: (lacht) … Mit dem Endziel, einmal eine Welttournee zu machen, na klar!

 

PRIDE: Warum hast du dich eigentlich als schwul geoutet?

 

TOM: Ich bin in Graz ja durchaus bekannt, das war mir schon klar. Ich wollte damit einfach meinen eigenen, selbstbestimmten Weg gehen. Und das war auch richtig: Ich habe mich zum ersten Mal richtig selbst gespürt, ein ganz anderes Lebensgefühl!

 

PRIDE: Du hast durch dein Outing „Rauen Wind“ erwartet…

 

TOM: …der dann ausgeblieben ist! Im Gegenteil: Ich war vom öffentlichen Echo total positiv überrascht.

 

PRIDE: Bei den Postings kann man Meldungen wie „Schwuchtel“ und „Warmer“ an nur einer Hand abzählen…

 

TOM: Mich hat nur ein Posting echt gekränkt: „Super gesungen, bist echt toll aber: ich hab nix gegen dich aber, naja, es ist halt komisch, ich mein' die Sache mit dir und deiner Sexualität…“ Und über manche eigene Leute hab’ ich mich auch geärgert.

 

PRIDE: Du meinst andere Schwule.

 

TOM: Ja, mir haben ja Leute Feigheit vorgeworfen, weil ich mein persönliches Profil bei gayboy gelöscht habe. Aber da frag’ ich zurück: Hey, könnt ihr meine Privatheit nicht akzeptieren? Und: Welcher 17-Jährige hat sich öffentlich geoutet?

 

PRIDE: Bei den Postings gab’s nach deinem Outing sehr viel Zustimmung und Lob…

 

TOM: Ja, und vor allem hat mich überrascht, dass ich vielen anderen Mut gemacht habe, zu sich zu stehen. Ich habe nie daran gedacht, dass ich irgendwann in meinem Leben für irgendwen, für irgendwas ein Vorbild sein könnte!

 

PRIDE: Für 17-Jährige stellt sich die Frage ja meist so: Wie sag’ ich’s meinen Eltern…

 

TOM: Ich hab’s ihnen am Sonntag gesagt, bevor das TV Media erschienen ist. Sie sollten es natürlich nicht aus einer Zeitung erfahren… Naja, meine Mama wäre nie auf die Idee gekommen. Aber mein Papa hat das irgendwie gewusst und auf den Tag gewartet, dass das kommt.

 

PRIDE: Oh, das ist meistens umgekehrt…

 

TOM: Schau, meine Mama ist wie eine beste Freundin, aber ich führe auch mit meinem Papa seit Jahren echt tiefgründige Gespräche über Gott und die Welt… Und es war nicht wirklich ein großes Problem… Kurzzeitig gab’s natürlich Angst vor der breiten Öffentlichkeit. Aber jetzt – ich sag’s dir – jetzt fühle ich mich akzeptiert, jetzt fühle ich mich richtig daheim, wenn ich heimkomme!

 

PRIDE: Hm, ein schönes Kompliment! Ein Tipp für Gleichaltrige?

 

TOM: Es ist dein Leben. Und um dir selbst treu sein zu können: Sag' es ihnen – egal wie es ausgeht, es zahlt sich aus! Und auch wenn es im Moment ganz schlimm ist, irgendwann werden sie es akzeptieren können.

 

PRIDE: Ist Rückhalt wichtig?

 

TOM: Klar! Den habe ich voll. Durch meinen besten Freund Flo, meinen Bruder Andreas, die Mädls aus meiner Schule…

 

PRIDE: Ein spannender Sonntag…

 

TOM: Jeder Tag hat Wert zu wachsen… Ich war auch ungeduldig, hab' mir gedacht: Hey, warum dauert das Verständnis so lange? …Bei so Fragen: Hast du noch nicht die richtige gefunden? Haben wir was falsch gemacht?

 

PRIDE: Ein Coming Out wie aus dem Bilderbuch…

 

TOM: Ja? Jedenfalls: Ich hab’ schon gewonnen – die Sache hat meine Eltern zusammengeschweißt und ich hab jetzt auch ihren Rückhalt, weil sie voll hinter mir stehen!

 

PRIDE: Zurück zu Dir als Künstler…

 

TOM: Da lerne ich jeden Tag was. Ich weiß jetzt, dass im Showbiz nicht Stress, Wirbel und Termine das große Problem sind – aber es kann Qual für eine Seele sein. Andererseits: Gestern war ich bei einem Konzert im Orpheum und hab mit den Rounder Girls gequatscht. Ihre Botschaft war: „Just feel the spirit…“ Und genau das ist es: Ich will ja Emotionen rüberbringen. Ich will vor dem Auftritt jetzt nicht mehr denken: „Jetzt will ich gut sein“, sondern: „Ich will diesen Song, jeden Song, mit Herz bringen“!

 

PRIDE: Dann wünschen wir Dir, dass Du Deine Ziele erreichst!